Der Interim-Management-Markt boomt – auch im HR-Bereich

Der Interim-Management-Markt boomt – auch im HR-Bereich

Die Personalnot erreicht die Führungsebene, auch der Bedarf an HR-Experten ist hoch. In der Not engagieren viele Unternehmen Manager, die temporär Aufgaben und Projekte dirigieren.

Ein aktueller Artikel in der Personalwirtschaft online – Hier eine Zusammenfassung

 

Sie kommen, um nach getaner Arbeit zu gehen. Erkannten im Interim Management zunächst erfahrene Sanierer ihre Paradedisziplin, heuern Unternehmen nunmehr spezialisierte Führungskräfte an, die Fertigungsanlagen im Ausland errichten, IT-Infrastrukturen auf andere Plattformen migrieren oder neue HR-Strategien austüfteln und gleich in praktische Maßnahmen umsetzen. Beherrschten einst höhere Semester die Szene, setzen heute erstaunlich viele 30- bis 40-Jährige dem Interim Management ihren Stempel auf – und verrichten höchstqualifizierte Zeitarbeit in Reinkultur.

Auf selbstständige, führungserfahrene Expertinnen und Experten trifft heute eine steigende Nachfrage. Vor allem im breiten Mittelstand, dem Triebwerk der deutschen Wirtschaft, brennt es lichterloh. Konnten sich die Betriebe in der Pandemie dank staatlicher Hilfen noch einigermaßen über Wasser halten, kämpfen sie nun mit unerwartet anziehenden Energiepreisen, fehlenden Rohstoffen und stockenden Lieferketten. Als wäre dies nicht schlimm genug, sind vom Handwerksbetrieb bis zum international aufgestellten Hidden Champion nahezu alle mittelständischen Firmen mit einem grassierenden Fach– und Führungskräftemangel konfrontiert. Jede Hilfe von außen kommt deshalb wie gerufen.

Turnaround-Anforderungen nehmen zu
…, das beobachten auch die einschlägigen Verbände, die Dachgesellschaft Deutsches Interim Management (DDIM) und der Arbeitskreis Interim Management Provider (AIMP). „Während der Markt im laufenden Jahr“ nach Einschätzung des stellvertretenden AIMP-Vorsitzenden und GOiNTERIM Geschäftsführer, Martin Mayr, „das Niveau vor der Coronakrise“ erreiche und nun häufig aufgeschobene Projekte angepackt würden“, erkennt die DDIM-Vorstandsvorsitzende, Marei Strack, einen besonderen Bedarf an Expertise in General Management, Finance und HR.

Ursachen des HR-Bedeutungszuwachses
Folgt man den Verbänden, haben personalwirtschaftliche Belange als Auslöser für Interim Management zuletzt spürbar an Bedeutung gewonnen. Dazu hat der DDIM Interim Manager und Provider befragt. Ergebnis: Halten Interim Manager HR für den zweitwichtigsten Themenkomplex nach General Management, sehen Provider HR zusammen mit Finance sogar auf Rang eins. Strack: „HR ist endgültig im strategiegestaltenden Umfeld angekommen.“

Mayr, Geschäftsführer des Interim-Management-Providers GOiNTERIM, führt diesen Bedeutungszuwachs auf mehrere Ursachen zurück. Während viele Unternehmen demnach zu Abbaumaßnahmen greifen, indem sie beispielsweise Arbeitsverträge nachverhandeln, wollen andere sich organisatorisch neu aufstellen. Doch dafür benötigen sie die passenden Fach- und Führungskräfte, „deshalb sind Interim Manager auch im Recruiting sowie im strategischen HR-Management gefragt.

Doch auch im HR-Tagesgeschäft geht nichts mehr ohne kundige Lotsen voran, etwa bei der Digitalisierung. „IT-Kompetenz ist häufig nur sehr rudimentär ausgeprägt“, erklärt DDIM-Chefin Strack, „wenn etwa das Bewerbermanagement immer noch über E-Mail abgewickelt wird“. Auch bei der Personalabrechnung müssten Interim Manager ihren Kunden auf die Sprünge helfen. Katharina Krebs beispielsweise ist seit vielen Jahren als Interim Managerin im Geschäft. „Jede Woche bekomme ich fünf Anfragen“, bestätigt die ehemalige Personalleiterin und Personalentwicklungsexpertin, wie sehr HR-Expertise im Markt nachgefragt wird.

Recruiting ist oft der Auslöser
Weshalb konkret wenden sich Firmen an eine erfahrene HR-Führungspersönlichkeit? Wie Krebs, HR Interim Managerin, beobachtet, ist oft das Recruiting der Auslöser. Personal zu beschaffen sei längst eine Aufgabe, für die „Experten statt Sachbearbeiter“ benötigt würden. Ferner seien Interim Manager in der Rolle des HR Business Partners erwünscht. Sie sollen überlagernde Aufgaben wahrnehmen, also etwa notwendige Veränderungen begleiten sowie Teamarbeit und Führung verbessern.

Womit Krebs eine weitere Aufgabe für Interim Manager konkretisiert – nämlich Führungskräfte angesichts der wachsenden Zahl freiwilliger Kündigungen anzuleiten, mehr in die Mitarbeiterbindung zu investieren. „Das ist jedoch unter Remote-Bedingungen ziemlich kompliziert.“ Hybride Teams führen, das überfordere viele Führungskräfte. Apropos remote: Virtuell werde Krebs zufolge nicht nur das Vertragliche mit Interim Managern eingefädelt. Auch der Job liefe inzwischen überwiegend remote – was Auftraggebern vor Corona „nie in den Sinn gekommen“ wäre.

Selbstständige Personalleiter als Alternative?
Womöglich eine Steilvorlage für den Bundesverband der Selbstständigen Personalleiter (BVSP), um sich als Alternative zum HR-Interim-Management zu profilieren. Immerhin bittet der Verband seine 50- bis 70jährigen HR-Expertinnen und -Experten dreimal im Jahr zur internen Fortbildung. Als selbstständige Unternehmer mit operativer HR-Führungserfahrung müssten sie laut Vorstandschef Olaf Gärtner „auch mal Risiken eingehen“, wofür sie sich mit Vermögensschadens- und Betriebshaftversicherungen absicherten – was übrigens auch jeglichen Verdacht der Scheinselbstständigkeit aus dem Weg räumt. Gerade jüngeren Interim Managern, die zwar in Fragen der Digitalisierung oder des Recruitings versiert seien, mangele es an „Erfahrung im generalistischen HR-Zusammenhang und Überblick“, konkretisiert Gärtner einen weiteren Aspekt, mit dem sich die HR-Experten von ihrer Konkurrenz im Interim-Management unterscheiden wollen.

Bei genauerem Hinsehen drohen die Profilierungsansätze jedoch an Wirkung einzubüßen. Einige Verbandsmitglieder bieten sich auf ihren Websites nach dem Bauchladenprinzip an: Interim Management – na klar. Unternehmensberatung – sowieso. Grund: Viele selbstständige Personalleiter sind auch Mitglied im DDIM, im Bundesverband mittelständische Wirtschaft oder im Bundesverband der KMU-Berater, Fachgruppe Personal. Der Kunde will wissen, woran er ist. Hier müsste der BVSP noch nachbessern.


Fazit: In der aktuellen Lage mit den widrigen Rahmenbedingungen suchen Unternehmen gerade auch im Personal und Human Resources Bereich Unterstützung. HR Interim Manager sind sehr gefragt, in vielen Themen und Fragestellungen.

Haben Sie hier Fragen, wir stehen für Sie zur Verfügung: info@gointerim.com

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